Ab Anfang November 2019 ziehen wieder rund 60 Martinszüge durch die
Bonner Ortsteile. Auch in diesem Jahr sind die Züge im Online-Stadtplan der
Bundesstadt Bonn abrufbar. Die einzelnen Züge lassen sich leicht über die Karte
finden und werden zusätzlich nach Datum und Stadtbezirk sortiert aufgelistet.
Das Amt für Bodenmanagement und Geoinformation hat mit seinen Auszubildenden in Abstimmung mit den Veranstaltern die genauen Zugwege sowie die Anfangs- und Endzeiten zusammengetragen. Die Martinszüge können auch unterwegs mit dem Smartphone über den mobilen Stadtplan abgefragt werden. Alle Infos und Links gibt es unter www.bonn.de/martinszuege.
Großer Martinszug am Freitag, 8. November 2019
Allein beim großen Umzug am Freitag, 8. November 2019, ziehen rund 1300 Kinder mit ihren bunten Laternen durch die Innenstadt. Los geht es um 17.15 Uhr auf dem Münsterplatz. Der Zugweg führt über Remigiusstraße, Acherstraße, Dreieck, Münsterplatz an der Post vorbei, Windeckstraße, Bottlerplatz, Sterntor, Vivatsgasse und Sternstraße zum Markt, wo das große Martinsfeuer abgebrannt wird.
Wochenmarkt schließt um 14 Uhr
Wegen der Aufbauarbeiten für das Feuer sind die Marktstände an diesem Tag nur bis 14 Uhr geöffnet. Für den Martinszug sind keine Straßensperrungen erforderlich, daher ist durch den Umzug nicht mit Verkehrsbeeinträchtigungen zu rechnen.
Die Geschichte von Sankt Martin
Vor mehr als 1600 Jahren teilte ein römischer Soldat an einem kalten Wintertag seinen Mantel mit einem Bettler und rettete ihn so vor dem Tod. Seither steht die Tat von Sankt Martin für Barmherzigkeit.
Exkurs: Brauch und Begriff des „Schnörzens“
Wenn die Kinder nach den Zügen von Tür zu Tür ziehen und Martinslieder singen, um anschließend mit einer Tüte voller Süßigkeiten nach Hause zurückzukehren, dann heißt das in Bonn „schnörzen“. Doch schon in der Nachbarstadt Köln scheint diese Bezeichnung gänzlich unbekannt zu sein. Mit einer Facebook-Umfrage hatte sich das Presseamt der Stadt Bonn vor einigen Jahren auf die Suche nach den „Schnörzgrenzen“ begeben:
Rund 50 Nutzer beteiligten sich an dem „Projekt“ und trugen so zur lokalen Abgrenzung von Brauch und Sprachgebrauch bei: So wird außer im Bonner Stadtgebiet auch im Umland, etwa in Meckenheim, Rheinbach, Alfter, Niederkassel, Bornheim, Wachtberg und Sankt Augustin geschnörzt, während der Brauch im Siebengebirge eher als „Dotzen“ bekannt ist. Auch in Teilen von Wesseling ist der Begriff wohl teilweise noch gebräuchlich, während die Pänz in Köln wie in weiten Teilen des übrigen Rheinlandes sowie im Bergischen – wenn sie das mundartliche Wort noch kennen – „kötten“, sonst schlicht (Martins)singen gehen. Ein Beitrag aus Düsseldorf berichtet vom dortigen „Gripschen“, im Ruhrgebiet sowie im Schwarzwald scheint der Brauch, wenn überhaupt, unter der Bezeichnung „Schnorren“ zu existieren – womit auch gleich die Herkunft des Bönnschen Synonyms geklärt wäre.
„Ursprünglich war der Begriff 'schnörzen' tatsächlich auf das Bonner Stadtgebiet beschränkt“, erläutert Peter Honnen, Sprachwissenschaftler am Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Rheinland. Dies ließe sich ganz klar durch das Rheinische Wörterbuch, das um 1920 entstand, belegen. In der Umgebung wurde eher vom „kötte(n)“ gesprochen, was sich vom französischen „quêter“ (bitten, betteln) ableitet.
Die eher negativ besetzte Grundbedeutung erklärt sich laut Honnen aus der Geschichte des Brauchs: „Früher war dieser Martinsbrauch wohl eher ein Missbrauch, weil damals Jugendliche auf ziemlich rüde Tour Lebensmittel und Anderes erbettelt haben und damit eine richtige Plage waren. Deshalb hat man diesen Brauch um 1900 in geordnete Bahnen gelenkt und die noch heute gültige Form mit Kinderumzug, Fackeln, Polizeibegleitung, Musik und eben anschließendem Schnörzen entwickelt.“
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