Gemeindefest: Aus Multi-Kulti wird eine Gemeinschaft

Parkplätze, ja selbst Fahrradstellplätze waren Mangelware an diesem Sonntag vor der Thomaskirche in Röttgen. „Hast du Töne“, so das Motto, das Besucherscharen zum alljährlichen Gemeindefest der evangelischen Gemeinde am Kottenforst anlockte und aufhorchen ließ und zum Mitmachen animierte.

 

Immer wieder lassen sich die Organisatoren ausgefallene Aktionen einfallen, die Menschen jeden Alters zum Mitmachen animieren. Clou des Gottesdienstes war ein improvisiertes Orchester aus Hobbymusikerinnen und –musikern. Jeder war aufgefordert sein Instrument mit zu bringen, um dann in einem großen, spontan zusammengewürfelten Orchester unter der Leitung von Kantorin Anke Lehmann gemeinsam mit den Chören der Gemeinde den Gottesdienst musikalisch zu gestalten. So musizierten nicht nur Blas-, Streich-, Tasten-, Schlag- und Zupfinstrumente, sondern auch Anfänger, Hobby- und Berufsmusiker wie der Konzertpianist Peter Bortfeldt, miteinander und bildeten eine funktionierende Einheit. Um zu zeigen dass Viele Eins sein können, wurde der Kirchenklassiker „Lobet den Herrn“ von Orchester, den Chören und der Kirchengemeinde gemeinsam intoniert und in sechs Sprachen gesungen.

 

Passend zum Thema arrangierte Pfarrer Andreas Schneider vom Pfarrbezirk Alfter Witterschlick/Oedekoven eine musikalische Lesung, in der er Parallelen zu einer kirchenmusikalischen Gemeinde zog. So wie der Leib viele Glieder habe, die einander brauchen, so brauchen auch die Mitglieder einer Kirchengemeinde einander, so die Quintessenz. Auch Pfarrer Bedarf aus Röttgen nahm in seiner Predigt mit dem Mirjamlied, einem der ältesten Texte in der Bibel, Bezug auf das Motto des Gemeindefestes. „Denn Miriam, die Schwester Mose, hat nach dem Auszug aus Ägypten und der Durchquerung des Schilfmeeres gemeinsam mit den Menschen zum Lobe Gottes gesungen und so den ersten Spontanchor ins Leben gerufen und damit die Vorlage für unser heutiges Orchester geliefert.“

 

Dass Vielfalt nicht nur in einem Orchester oder beim Singen von Kirchenliedern „unter einen Hut“ gebracht werden kann, zeigte sich beim gemeinsamen Feiern nach dem Gottesdienst. „Das ist wirklich eine großartige Veranstaltung. Hier funktioniert Multi-Kulti tatsächlich“, ist Moritz Künster begeistert. „Wenn man das exportieren könnte, hätten wir Weltfrieden.“

 

Und tatsächlich feiern hier Jung und Alt, Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Konfessionslose sowie unterschiedlicher Nationalitäten (Deutsche, Marokkaner, Afghanen, Syrer –ja sogar ein Niedersachse wurde gesichtet) fröhlich miteinander. Auch Pfarrer Christian Bedarf war beeindruckt von der Stimmung und der großen Resonanz. „Es ist mein erstes Gemeindefest hier in Röttgen und ich bin positiv erstaunt darüber, dass so viele Menschen wirklich bis zum Schluss das Gemeindefest beleben. Das kenne ich von anderen Gemeinden so nicht “, freute er sich. „Übrigens“, schob er schnell noch nach, „gibt es heute hier die besten und leckersten Waffeln.“ In Vorbereitung auf das Gemeindefest hatte es einen Wettbewerb um den besten Waffelteig gegeben. Aus 16 Rezepten wählten die Konfirmanden bei einer Verköstigung ihren Favoriten für das Gemeindefest aus.

 

Zum Bleiben verlockte neben einem sonnigen Tag auch das Programm: Die Kirchenchöre und auch die Thom´s Glory Singers waren dabei ebenso die „Greenhorns“, der Posaunenchor aus Witterschlick, die Gardetanzgruppe Weiß-Rot Röttgen, ein Zauberer für die Kinder und bei der großen Tombola gab es rund 300 Preise zu gewinnen, die die Unternehmen aus der Region gestiftet hatten.

 

An Ständen und verschiedenen Spielstationen präsentierte sich der ökumenische Jugentreff Ran!, die gemeinnützige Stiftung der evangelischen Kirchengemeinde am Kottenforst informierte über die Einführung, die Aufgaben und die Finanzierungsmöglichkeiten einer Gemeindehelferin für Senioren, Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan boten landestypische Spezialitäten an, am Lagerfeuer der christlichen Pfadfinder des Stammes Martin Bucer durfte Stockbrot gebacken werden und bei den „Greenhorns“ konnte jeder sein Talent als Bläser austesten.

 

Der kunstvoll geschminkten Luisa (9 Jahre) gefiel das Dosenwerfen und Kinderschminken am besten. Spaß hatten auch die Senioren. Eine 87jährige Dame (die nicht weiter genannt werden möchte) und ihr 85jähriger Begleiter erfreuten sich u. a. an der Freude der Kinder. „Es ist einfach ein tolles Fest, so lebendig und erfrischend. Auch der Gottesdienst hat mir sehr gut gefallen, der Gesang in den verschiedenen Sprachen und vor allem das „Spontanorchester“. Dass die einzige Gitarre hier ihren Einsatz verpasst hat, fand ich besonders sympathisch“, sagt die alte Dame gut gelaunt.

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