Acht Kinder-Tollitäten gibt es in dieser Karnevalssession im Bonner Raum. Aber nur eines verfügt über ein eigenes Schloss: Das Röttgener Kinderprinzenpaar Prinz Simon I. (Simon Butscheid, 9 Jahre) und Prinzessin Lilli II. (Lilli Bauch, 9 Jahre). Zwar handelt es sich dabei nur um einen Nachbau des einst von Kurfürst Clemens August (1700 – 1761) hier errichteten Schlosses Herzogsfreude –aber immerhin.
Nach der offiziellen Proklamation des amtierenden Prinzenpaares im November 2018 zeigen sie sich gern auf dem Balkon ihres Palastes dem närrischen Volk.
Für die offiziellen Aufgaben während der fünften Jahreszeit steht dem Prinzenpaar der Session 2018/19 ein eigener Stab zur Verfügung.
Hierzu gehören die Pagen des Prinzenpaares: Die Zwillingsschwestern der Prinzessin Lina und Lotte, beide 5 Jahre alt sowie Jakob (5 Jahre), der jüngere Bruder des Prinzen. (Foto links)
Die Terminorganisation bzw. die Tagesplanung übernehmen die Eltern des Regentenpaares. Falls erforderlich fungieren sie auch als Attaché, Koch, Wäscherinnen, Zofen, Chauffeur, Finanzminister...
Insbesondere die Mütter bringen viel Erfahrung hinsichtlich der Regierungsgeschäfte mit. So war Anja Butscheid 1984 als Anja I. selbst einmal Kinderprinzessin in Röttgen/Ückesdorf. Nennen wir sie Queen Mom I.
Zehn Jahre später trat Christina Bauch in ihre Fußstapfen und regierte als Christina I. über Röttgen und Ückesdorf. Bleiben wir bei der Terminologie und nennen sie Queen Mom II.
Beide, Prinz Simon und Prinzessin Lilli, entstammen einer langen Ahnenreihe aus Vollblut-Karnevalisten. Eltern, Omas, Opas und auch die Ureltern - alle jeck und knatschverdötsch!
Sie alle sind und waren im Karneval aktiv. Beinahe alle tanzen in einer der Tanzgruppen der Prinzengarde Weiß-Rot Röttgen. Von der Wiege in die Prinzengarde hieß es auch für das amtierende Kinderprinzenpaar. Und sie haben Spaß dabei. So ist Simon I. nicht nur Tänzer in der Garde, sondern seit 2013 auch Jugendfahnenträger.
Bei so viel jeckem Blut und Liebe für´s rheinische Brauchtum sind Reden ans Volk in waschechtem Bönnsch kein Problem für die beiden. "Das haben wir alles nebenbei erlernt", sagen sie. Über kölsches Liedgut und Gesprächen auf Platt mit den Großeltern. Vor allem Queen Mom I. und Queen Mom II. sind stolz. "Natürlich haben wir gehofft, dass die beiden einmal in unsere Fußstapfen treten, erzwungen haben wir es aber nicht." Schon im Kinderwagen wurden Simon und Lili mit zum Karneval genommen. Kein Wunder, dass ihnen die Karnevals-Etikette in Fleisch und Blut übergegangen ist. So bewegen sie sich heute sicher und ungezwungen auf dem jecken Parkett. Ansprachen ans Volk, Orden verleihen, tanzen, Hände drücken, Dankesreden, andere Royals treffen -Pflichten, die auch noch "richtig Spaß machen", sind sich beide einig. Das größte Anliegen des Prinzenpaares ist es, ihre eigene Freude zu zeigen und weiterzugeben. "Es ist eine Ehre Prinz sein zu dürfen", ergänzt Simon I. noch.
Rund 50 bis 60 öffentliche Auftritte werden die beiden am Ende dieser Session absolviert haben. "Und alle waren toll. Auch wenn wir immer die gleiche Rede halten, sind alle Auftritte anders und das Publikum ist immer wieder anders, so dass es nie langweilig wird", so Prinzessin Lilli I. Trotzdem, ein Highlight, war der Überraschungsbesuch des Oberbürgermeisters bei der Ü-50 Karnevalsfeier in Röttgen, als Ashok-Alexander Sridharan ihnen seine Ehrennadel verliehen hat. "Der war so nett zu uns, hat uns zugehört und zugeguckt. Und er hat mir versprochen, dass er versucht Olympia 2032 nach Bonn zu holen", erzählt Simon, der vor kurzem Regionalmeister im Schwimmen (400 Meter Freistil) in seiner Altersklasse geworden ist. Für den Leistungsschwimmer des SSF Bonn gab es daher noch ein weiteres Highlight: Den Auftritt bei der Sportlersitzung von BSC/SSF vor 1000 Leuten! "Das war sehr aufregend, zumal ich da noch ganz unerwartet Besuch von meiner Trainerin und einer verletzten Schwimmerin aus meinem Team bekommen habe - das war echt klasse", strahlt er.
Obwohl Prinz und Prinzessin ihren eigenen ungezwungenen entwickelt Stil haben, gab und gibt es auch für sie karnevalistische Vorbilder, denen sie nacheifern.
Für Lilli ist es in erster Linie ihr Opa, Willi Juchem, 1. Vorsitzender der Röttgener Prinzengarde Weiß-Rot. "Der kann einfach gut reden und wo er auftaucht ist Stimmung", sagt sie. Simon findet den Frontsänger der Höhner, Henning Krautmacher, super, den er auch bei der Veranstaltung "Bonn steht Kopp" persönlich treffen konnte. "Ich finde die Lieder von den Höhnern prima und vor allem finde ich es toll, dass er trotz des megamäßigen Erfolgs so normal und total nett geblieben ist."
Aber auch das amtierende Bonner Prinzenpaar sei cool. "Die lassen sich überall Zeit, lassen jeden ausreden und warten bis die Gruppen ihre Tänze beendet haben", erzählt Lilli, die selbst einmal Bonna werden will.
Auftritte, Freunde, Schule Hobbies müssen unter einen Hut
Bodenständig sind auch Prinz und Prinzessin geblieben. Privat besuchen sie beide die vierte Klasse der Schlossbachschule in Röttgen. Da gefällt es ihnen ganz gut, und deshalb haben sie ihre Schule auch auf ihrem Orden verewigt. Simons Lieblingsfächer sind Mathe, Sachkunde und Sport. Und auch Lilli mag diese Fächer sehr.
Sowohl ihre Klassenlehrerin als auch ihre Mitschülerinnen und -schüler seien sehr stolz auf sie beide. Allerdings, so geben beide zu, kämen die Treffen mit Freunden während der Session etwas zu kurz. "Aber das ändert sich ja spätestens Aschermittwoch wieder und wir haben ja uns", sagen sie. Lilli und Simon verstehen sich nämlich auch privat prächtig. Beide haben schon als Babys und im Laufstall zusammen gespielt und sind nach wie vor unzertrennlich.
Auftritte, Hobbys, Schule und Hausaufgaben, wie bringt man das alles unter einen Hut?
"Ach, das klappt schon," meint Simon I. An Weiberfastnacht sind beide von der Schule befreit. "Einzig mein Schwimmtraining kommt während der Session ein bisschen zu kurz." Aus Zeitgründen könne er dann nur an drei Trainingseinheiten in der Woche anstatt an vier teilnehmen. "Aber meine Trainer stehen voll hinter mir."
Lilli II. hat es da etwas schwerer. "Manchmal ist es echt knapp mit den Hausaufgaben", erzählt sie, "Ich brauche einfach länger, um mich für die Auftritte fertig zu machen. Das Ornat ist etwas schwieriger anzuziehen, das Make-Up und auch die Frisur sind einfach aufwendiger - das dauert eben." Wie gut, dass die Klassenlehrerin schon mal ein bis zwei Augen zudrückt. Nachliefern muss Lilli ihre Hausaufgaben aber dennoch.
Trotz der kleinen Einschränkungen sind beide froh darüber ihren Heimatort als Prinz und Prinzessin repräsentieren zu dürfen. "Es macht einfach nur Spaß", sagen beide unisono.
Königliche Hobbies und Lieblingsspeisen, die ganz bürgerlich sind
Prinz Simon I. ist Sportler durch und durch. Er spielt jedoch nicht etwa Polo oder Golf. Nein, er schwimmt wie ein Fisch im Wasser, nur schneller! Wie erwähnt wurde er bereits Regionalmeister in seiner Altersklasse und hat darüber hinaus bei den Landesmeisterschaften in Bochum seinen eigenen Rekord in 100-Meter Brustschwimmen gebrochen. Erstmalig ist er dort auch im den 200-Meter Brustschwimmen angetreten und stellte prompt einen deutschen Rekord auf. Beste Voraussetzungen also für sein ehrgeiziges Ziel: "Olympia-Sieger im Schwimmen werden."
Lillis Hobbies sind ganz unterschiedlich. Sie turnt im Sportverein Rot-Weiß Röttgen, tanzt in der Prinzengarde, singt im Mädchenchor, ebenso ist sie bei den Sternsingern zu finden und entspannt sich bei Bastelarbeiten.
Aus der Küche ordern beide am liebsten gut bürgerliche Mahlzeiten. Wobei für Prinzessin Lilli zusätzlich auch ein süßes Dessert serviert werden darf. Prinz Simon mag es lieber herzhaft.
Die fünfte Jahreszeit finden beide am besten. "Da kann man sich verkleiden und in andere Rollen schlüpfen, tolle Lieder op platt hören", sagen sie. Aber eigentlich könne man Karneval nicht erklären. "Man muss es erleben."
Zum Schluss sagen sie noch: "Wir haben echt tolle Eltern, die uns das machen lassen, was wir uns gewünscht haben, nämlich Kinderprinzenpaar in Röttgen/Ückesdorf zu werden. Bisher war es eine einmalige Erfahrung und wir freuen uns jetzt auf den Karnevalszug durch Röttgen am Sonntag."
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