Im Karneval wird nicht nur reichlich Kamelle geworfen, es wird auch reichlich jebütz! Ein Küsschen in Ehren kann schließlich niemand verwehren. Dat Bützchen (Küsschen) dient aber keineswegs der Anmache und ist schon gar nicht Ausdruck sexuellen Verlangens; es ist Zeichen der Freude und des Frohsinns. Ein Bützje bleibt unverbindlich, verpflichtet zu nichts und wird an viele verteilt.
Clown küsst Indianer, Piraten den Pastor und auch die Polizeibeamten am Wegesrand dürfen im Karneval durchaus jebützt werden.
Selbst unsere Royals tun es!
Da gibt es keine Ressentiments. Bützchen werden speziell an Weiberfastnacht für eine abgeschnittene Krawatte eingefordert, zum Dank für ein Kölsch oder ein Strüssje oder auch einfach nur so.
Aber aufgepasst: Hier wird anständig jebütz!
Das Bützche ist kein Abschlecken und auch kein feuriger Kuss. Er ist auch kein Startschuss für hemmungslose Knutscherei, es sei denn das Gegenüber signalisiert eindeutiges Einverständnis. Wer also viele Bützchen absahnen will, sollte auch im Karneval nett und höflich sein und nicht gegen den Willen seines Gegenübers wild drauf los bützen. Klassischerweise wird auf die Wange geküsst. Doch ganz so genau nehmen es die Jecken meist nicht. Ein sachter Kuss auf den Mund, ans Ohr oder vorsichtig aufs Dekolleté platziert ist durchaus möglich. Dazu die Lippen fein säuberlich gespitzt und dann fröhlich drauf los jebütz. Kurz: Ein Bützchen muss appetitlich sein! Ein dicker Schmatzer –gern in Kombination mit einer kurzen, herzlichen Umarmung- darf´s auch mal sein.
Eifersucht ist auf der Bützchenjagd jedoch fehl am Platz. Zwar darf auf Teufel komm raus geflirtet werden, aber auch das bleibt in der Regel unverbindlich und ist spätestens Aschermittwoch vergessen. Im rheinischen Karneval geht es schließlich nicht um Zärtlichkeit oder die Suche nach der großen Liebe. Obwohl sie hier und da schon mal entfacht wurde.
Nicht nur die Jecken auf der Straße bützen gern, auch das karnevalistische Liedgut strotzt nur so vor Küsschen. Schon Willi Ostermann sang „Kölsche Mädcher künne bütze“ (jo dat es en wahre Staat. Su e Bützche vun ´nem Nützche, Jung dat schmeck wie Appeltaat.). 1948 hieß es bei Karl Berbuer „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien….Wir sind zwar keine Menschenfresser, doch wir küssen umso besser“ und auch das aktuelle Liedgut beschäftigt sich gern mit der Küsserei. So lobsingen die Räuber: „Kölsche Junge bütze joot, wie die Stars in Hollywood…“
Übrigens auch die Stadt Bonn hat den Kuss wiederentdeckt. Ihr Slogan lautet: „Diesen Kuss der ganzen Welt“. Den Bonner Kussmund, der in den 70ern regelrechten Kultcharakter hatte, können Besucher nun wieder mit nach Hause nehmen: Als bleibende Erinnerung auf einer Kaffeetasse, einem Frühstücksbrettchen oder als Aufkleber an all die Bützchen, die man im Bonner Karneval einheimsen konnte.
Was die Stadt Bonn kann, können wir in Röttgen und Ückesdorf allemal, deshalb ein dreifaches :
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Mp (Donnerstag, 16 Februar 2023 16:09)
Hi