Walter Christian: Ein Lehrer mit Leib und Seele geht in Ruhestand

Walter Christian: Nach 38 Jahren Schuldienst kann er sich jetzt mehr um die Familie und seine Hobbys kümmern
Walter Christian: Nach 38 Jahren Schuldienst kann er sich jetzt mehr um die Familie und seine Hobbys kümmern

„Den habe ich immer sehr gemocht“, erinnert sich eine ehemalige Schülerin an ihren Religionslehrer. „Er ist der friedliebendste Mensch, den ich kenne, und dabei so streitbar wie kaum ein anderer. Seine verbindliche, ruhige Art, sein Engagement und seinen Einsatz für die Schüler habe ich immer sehr geschätzt.“ Die Rede ist von Walter Christian, Lehrer für katholische Religion und Deutsch am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (CvO).

 

Nach 38 Schuljahren verabschiedet sich nun ein Urgestein der Schule in den Ruhestand. Aber auch wenn der aktive Schuldienst nun zu Ende ist, Walter Christian hat noch viel vor. Als Vorsitzender des Potsdam-Clubs, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Geschichtsvereine in Bonn, des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz sowie der Lenné-Gesellschaft wird es auch im Ruhestand nicht langweilig. Auch freut er sich darauf, nun mehr Zeit mit seiner Familie, insbesondere mit seinen Enkeln und seiner Frau, die ihm all die Jahre den Rücken für seine Arbeit freigehalten habe, verbringen zu können.

 

Mit Walter Christian geht nun einer, der die Schulgeschichte wie kaum ein anderer kennt. Zahlreiche Schülergenerationen hat er durch die Schulzeit begleitet, drei Direktoren miterlebt, und auch an der Entwicklung des CvO hin zu einer Ganztagsschule war er maßgeblich mitbeteiligt.

 

Sowohl im Beruf als auch privat stand er stets aktiv für seine Überzeugungen ein. Schon als er zum Studium von Bitburg nach Bonn kam, mobilisierte ihn die Einberufung zum Militär zu politischem Engagement. NRW-weit baute er ein Beratungsnetz für Kriegsdienstverweigerer auf und organisierte in Bonn die ersten Proteste der Friedensbewegung mit. Seine Berufswahl und auch die Entscheidung für die Geisteswissenschaften mit den Fächern Deutsch, Religion und für die Sozialwissenschaften (wobei er erst ganz zum Schluss Politik unterrichtet hat) habe er nie bereut: „Wie Goethes Faust wollte ich immer verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält“. Die Fragen seiner Schüler hätten nicht selten seine Neugier zusätzlich beflügelt. Oft habe er mit Exkursionen und Aktionen den Wirklichkeitsbezug der Unterrichtsthemen hergestellt. Aber nicht nur deswegen sei er gern Lehrer gewesen. Neben der reinen Unterrichtstätigkeit wollte er auch ein guter Pädagoge sein. „Wichtig war mir immer das Wohl der Schüler.“ Hierfür trat Walter Christian auch gegen Widerstände bei Kollegen, Eltern und seinen Schülern ein – respektvoll, geduldig, aber vehement. „Diese menschliche Auseinandersetzung mit dem Ziel einer versöhnlichen Lösung wird mir sicher am meisten fehlen“, meint er im Hinblick auf seine Zukunft.

 

Das Vertrauen seiner Schüler, das ihm besonders am Herzen lag, erwarb er nicht zuletzt durch außerschulische Aktivitäten. „Deshalb habe ich gern mit ihnen Theater gespielt und neben vielen Klassenfahrten vornehmlich in die neuen Bundesländer auch mit angehenden Abiturienten Rucksacktouren nach Griechenland unternommen, zur Vorbereitung in die Südeifel, wo wir in den Gärten meiner Verwandten zum Übernachten unsere Zelte aufschlagen durften.“ Und auch sonst fanden die Schüler in Walter Christian einen bereitwilligen Unterstützer und Förderer von Aktivitäten, die über den Schulalltag hinausgingen. So leitete er 17 Jahre lang die Dritte-Welt-AG, aus der sogar eine langjährige und erfolgreiche Patenschaft für vier peruanische Schüler hervorging.

 

Für die Schülerzeitung „Zündstoff“ gestaltete er das Layout und überprüfte die Texte auf „Sozialverträglichkeit und Richtigkeit. Denn nicht immer kamen die Lehrer dabei gut weg“, schmunzelt Christian heute. „Dennoch habe ich hier und da ein Auge zugedrückt und etwas durchgehen lassen, für das die damalige Direktorin uns einmal auch ordentlich die Leviten gelesen hat“, erinnert er sich. Als allerdings 1996 ein Betreuer für den Schulsanitätsdienst gesucht wurde, winkte Christian zunächst ab: „Der medizinische Bereich war nun wirklich das allerletzte, was ich mir vorstellen konnte.“ Dennoch half er schließlich auch hier. Gemeinsam mit den Schülern erlernte er Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes, der damals Schulsanitätsdienste in Bonn initiierte und koordinierte. Die CvO-Sanis entwickelten dank der Mithilfe einer Elternmutter mit Krankenschwester-Erfahrung Vorbildqualitäten, weshalb man Christian im Jugendrotkreuz zum Kreisleiter wählte. Dieses Amt bekleidete er fünf Jahre lang. Dass es den CvO-Sanitätsdienst nach 20 Jahren auch heute noch gibt, erfülle ihn mit Stolz, sagt er.Nicht unerwähnt bleiben dürfen die zahlreichen Schulgottesdienste, um die er sich von Anfang an gekümmert hat, seit vielen Jahren hauptverantwortlich als Leiter der Fachschaft und Vorsitzender der Fachkonferenz Katholische Religionslehre bis heute.

 

Die prägendste Erfahrung in seiner Dienstzeit sei zweifellos die Umstrukturierung der Schule zu einer Ganztagsschule (1990) gewesen. Ein dramatischer Rückgang der Schülerzahlen Mitte der 1980er Jahre habe diesen Schritt notwendig gemacht und das gesamte Kollegium zur Rettung der Schule mobilisiert. „Mit Pioniergeist und kindlicher Freude haben wir in den Sommerferien unsere Schule umgebaut. Für die Essensausgabe haben wir aus Spanplatten eine Theke gebastelt, den Mensaraum ausgestaltet, einen Spieleraum eingerichtet u.v.m. Auch viele Eltern und Schüler haben uns dabei tatkräftig unterstützt“, erzählt Walter Christian. In dieser Zeit betrieb er Pressearbeit, mit der er auf die Schule aufmerksam machen wollte und es bis heute mittlerweile als offizieller Pressesprecher noch tut. „Diese Umbruchphase halte ich für die Hauptquelle der positiven kollegialen Atmosphäre am CvO“, ist sich der Pädagoge sicher, „ein Geist, der immer wieder die neuen Kollegen angesteckt hat und zur Grundstimmung in der Lehrerschaft wurde.“

 

Mit der „Schulbühne“, der jährlichen Ausgabe des Schuljahrbuchs, für dessen Layout Christian seit mehr als 15 Jahren zuständig ist, hinterlässt er eine reichhaltig bebilderte Edition der Schulgeschichte. Ob Theateraufführungen, Schulkonzerte, Wettkämpfe, Tag der offenen Tür oder bei der Verleihung von Auszeichnungen, Walter Christian hielt mit seinem

Fotoapparat alles für die Schulzeitung fest, gestaltete Plakate, Flyer u.v.m. Wer seine Nachfolge bei der „Schulbühne“ und als PR-Koordinator der Schule übernehmen wird, muss sich in nächster Zeit klären. Zunächst steht er für diese Funktionen noch zur Verfügung.

 

Schulleiterin Marie Krahé-Feller jedenfalls wird Walter Christian vermissen: „Er war ein verantwortungsvoller, absolut integrer Kollege, den man Tag und Nacht anrufen konnte und der immer zur Stelle war, wenn er gebraucht wurde. Er hatte eine vorbildliche Einstellung zum Beruf, die man nur weitergeben kann.“

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Kommentare: 2
  • #1

    John Zalas (Montag, 27 Februar 2017 02:45)

    Wer kennt oder kannte Walter Koch, den Schulleiter der deutschen Volksschule in Krakau waehrend des Zweiten Weltkriegs? Er stammte aus Offenbach.

  • #2

    John Zalas (Donnerstag, 20 April 2017 00:06)

    Wer kannte Walter Koch, den Schulleiter der deutschen Volksschule in Krakau? Er stammte aus Offenbach.