Wildgänse zogen über die Thomaskirche hinweg in Richtung Süden, als die letzten Kirchgänger zum Abschieds-Gottesdienst von Pfarrer Jörg Zimmermann strömten. Ein Sinnbild, das beinahe wie bestellt anmutete für das, was an diesem Sonntag in der Thomaskirche vor sich ging. Ein letztes Mal lud Pfarrer Zimmermann seine Gemeinde zu seinem Gottesdienst ein, bevor er sich gemeinsam mit seiner Frau Ute Zimmermann-Thiel auf die Reise nach Sande begibt.
„Was aber hast du, das du nicht empfangen hättest“ (1. Korinther 4,7), war Thema seiner letzten Predigt hier, in der er zu Demut und Dankbarkeit aufforderte. Denn Erfolg und Wohlstand seien nicht nur auf eigene Leistungen zurückzuführen, sondern fußten auf Rahmenbedingungen wie Gesundheit und Bildung, die uns geschenkt worden seien. Folgendes gab Zimmermann seiner Gemeinde mit auf den Weg: „Was hast du, das du nicht empfangen hättest?“ – Wenn Sie Eines aus den 22 Jahren, die für mich hier an der Thomaskirche nun zu Ende gehen, mitnehmen, dann wünsche ich mir, es möge diese rhetorische Frage des Paulus an die Korinther sein. So wie ich selber ebenfalls diese Frage mitnehmen möchte. Diese Frage, die wir leicht als so provozierend empfinden und die uns doch zugleich so tief aus dem Herzen sprechen kann. Diese Frage, hinter der die Dankbarkeit für die große Gnade aufleuchtet, die Gott uns schenkt, die wir empfangen dürfen und von der wir leben – in Röttgen, in Bonn, in Sande – wo auch immer! In diesem Sinne: Gott befohlen!
Amen.“
Eckart Wüster, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Bonn, würdigte das überaus große Engagement Zimmermanns. Er habe hier mit seinem Engagement, seinem immensen Einsatz und seiner Offenheit den Menschen gegenüber Spuren hinterlassen. Es habe Spaß gemacht ihm zu begegnen. „Aber“, so sagte er auch: „Jeder und alles hat seine Zeit. Vielleicht kommen einige Menschen unter einem anderen Pfarrer mehr zu ihrem Recht. Pfarrer Zimmermann hat gesät, gepflegt und das ein oder andere ernten dürfen und nicht nur er würde sich freuen, wenn die Gemeinde so engagiert wie jetzt im Glauben an Gott und nicht an den Pfarrer weitermachen würde.“
An den feierlichen Gottesdienst, den die Kirchenchöre unter der Leitung von Kantorin Anke Lehmann mitgestalteten, schloss sich eine Abschiedsfeier an, in der zahlreiche Vertreter aus Kirche, Presbyterium, Vereinen, Stiftungen, den Schulen, dem Frauen- und Seniorenkreis und der Notfallseelsorge Pfarrer Zimmermann und seiner Frau für ihren unermüdlichen Einsatz hier dankten. Einige von ihnen plauderten aus dem Nähkästchen und ließen schnell nochmal die ein oder andere unterhaltsame Anekdote aus der Ära Zimmermann aufleben.
Allein die Anzahl der unterschiedlichen Gastredner belegt eindrucksvoll welch breitem Aufgabenspektrum sich Pfarrer Zimmermann in den 22 Jahren seiner Tätigkeit hier widmete und mit welch mit großer Hingabe er dies tat. Der Jugendchor sowie ein Beitrag Christian Padbergs lockerten das Programm musikalisch auf.
Neben vielen kleinen Präsenten, die das Ehepaar Zimmermann an die rheinische Heimat erinnern sollten, erfüllten die Mitglieder des Presbyteriums Pfarrer Zimmermann einen seiner Herzenswünsche: Sie sammelten Spenden für die Operation eines Flüchtlingskindes. „Wir wollten dieses Herzensprojekt von ihnen unterstützen“, sagte Dr. Martina Padberg. „ Und ich darf Ihnen heute sagen, dass die Operation stattfinden kann und voll finanziert ist.“ Sichtlich ergriffen von Erinnerungen und den guten Wünschen vieler Wegbegleiter schritten Pfarrer Jörg Zimmermann und seine Frau Ute Zimmermann-Thiel aus der Thomaskirche heraus durch ein Spalier der Röttgener Prinzengarde Weiß-Rot auf den Kirchplatz, wo alle Anwesenden die Gelegenheit hatten, sich persönlich von beiden zu verabschieden.
Fotos von der Abschiedsfeier hier.
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