Wer kennt sie nicht – die Altmeisterin des Krimis? Agatha Christie. Ihr zehnter Kriminalroman „Mord im Pfarrhaus“ wurde am Mittwochabend auf der Schulbühne des Carl-von-Ossietzky Gymnasiums (CvO) von den Schülerinnen und Schülern des Literaturkurses der Jahrgangsstufe 11 aufgeführt. Unter der Leitung von Lehrerin Angelika Wilck brachten die Schüler eine Adaption des Christie-Romans auf die Bühne, die durchweg spannend war und zugleich mit einer guten Portion englischen Humors überzeugte. Die Inszenierung verlegte den erstmals 1930 erschienen Stoff, glaubhaft in die 60er Jahre.
Die schnoddrige Haushälterin des Pfarrerehepaars Mary lockerte die Handlung mit ihren bissigen Bemerkungen über eintreffende Gäste sowie über ihre Arbeitgeber immer wieder auf und sorgte mit viel Schwung und Humor dafür, dass das Rätselraten um den Mörder nie langweilig wurde. Überhaupt hielt das Aufeinanderprallen vieler sehr unterschiedlicher Charaktere im Wohnzimmer des Pfarrhauses die Zuschauer von der ersten bis zur letzten Szene im Bann. „Besonders interessant war für uns die Besetzung der unterschiedlichen Rollen“, sagt Celine(17 Jahre), als Pfarrersfrau eine der Hauptdarstellerinnen. „Wir alle mussten uns in Charaktere einfühlen, die uns zum Teil sehr fremd sind, aber es hat riesigen Spaß gemacht“, erzählt sie. Tatsächlich ist allen 18 Akteuren die authentische Darstellung ihrer Rollen sehr gut gelungen -sei es als alte Klatschtante in Spitzenkleid und Hut, als stets überforderter Hilfsgeistlicher, als biederes Pfarrersehepaar oder auch als Polizeiinspektor, der in seinem leger übergezogenen Trenchcoat irgendwie an Colombo erinnerte. Abgesehen vom Make-up und den stimmigen Kostümen, passten auch viele weitere kleine Details zu den Charakteren sowie zum damaligen Zeitgeist. So sah man beispielsweise den nervösen ebenfalls unter Mordverdacht stehenden Pfarrer ein ums andere Mal in die Zigarettenschachtel greifen und rauchend über die Bühne schreiten (Anmerkung: natürlich keine echte Zigarette!).
Dennoch, blitzten beim ein oder anderen Darsteller kurzzeitig eigene Charakterzüge durch, die sich in der Sprachmelodie und kleinen Gesten bemerkbar machten. In Anbetracht der gut 2,5 stündigen Vorstellung, die den Haupt- wie Nebendarstellern große Textpassagen abverlangte, war dies jedoch ein sehr charmantes Extra, das eher als Bereicherung als als Nachteil angesehen werden konnte und das Stück bzw. dessen Charaktere sehr natürlich wirken ließen.
Das durchaus authentische Bühnenbild bildete den Rahmen für die Handlung, die fast ausschließlich im Wohnzimmer des Pfarrhauses stattfand. Die Requisiten waren im für die 60er Jahre typischen schnörkellosen Einrichtungsstil gehalten: schlichte Sofagarnitur mit rotem Stoffbezug, Spitzendeckchen auf dem Esstisch, funktionales Bücherregal im Hintergrund, einige Deko-Gegenstände wie Vasen, Grünpflanzen, und Fotorahmen mit Madonnenbildchen und auffällig - ein Uralt-Telefon mit wuchtigem Hörer und Wählscheibe. Stimmig waren auch die Geräusche, Musik und Lichteffekte, für deren Einspielung Schüler aus der Jahrgangsstufe 6 verantwortlich waren.
„Von der Auswahl des Stückes bis zur endgültigen Aufführung haben wir im Literaturkurs ein Schuljahr benötigt“, sagt Wilck zum Aufwand für die bühnentaugliche Umsetzung des Kriminalromans.
Insgesamt war die Theateraufführung des Literaturkurses ein echtes Highlight, das von den Zuschauern mit einem Riesenapplaus honoriert wurde. Schade nur, dass die Vorstellung nicht ganz ausverkauft war, die Spielfreude sowie die gesamte Inszenierung hätten ein volles Haus verdient gehabt.
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