Kammerorchester Röttgen: Frühlings- und Abschiedskonzert in Einem

Röttgen. Es war ein schwungvolles und heiteres Konzert, mit dem das Kammerorchester Röttgen (KR) am Sonntag den Frühling willkommen hieß und mit dem sich Dirigent Jan-Paul Reinke aus Röttgen verabschiedete. Gespielt wurde das Violinenkonzert op. 64 -eines der bekanntesten Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy- sowie die „Pastorale“ von Ludwig von Beethoven.

So facettenreich wie der Frühling selbst war das Konzert des KR unter der Leitung von Jan-Paul Reinke. Die beiden völlig verschiedenen Kompositionen, ergänzten sich zu einer umfassenden musikalischen Frühlingsdichtung. Die drei ineinander übergehenden Sätze in Mendelssohns Violinenkonzert, ließen die Zuhörer, durch das kunstvolle Zusammenspiel von Solistin und Orchester, in die leichte, schwärmerische Seite des Frühlings eintauchen.

 

Eine klangvolle Fülle herrlicher Naturimpressionen erlebte das Publikum in der vollbesetzten Thomaskirche mit der „Pastoralen Sinfonie“ oder „Erinnerungen an das Landleben“ von Ludwig van Beethoven. Der Klang der Streicher rief gleich zu Beginn zarte bis heitere Frühlingsempfindungen hervor. Selbst die Vogelstimmen von Nachtigall, Wachtel und Kuckuck erhoben sich mit dem Einsetzten von Flöte, Oboe und Klarinette aus dem Orchester. In den letzten drei Sätzen spielten vor allem die Bläser beschwingt auf zum „Lustigen Beisammensein der Landleute“, das von einem heftigen Gewitter mit Donnergrollen, Sturm und Regen unterbrochen wird, bei dem das gesamte Orchester gefordert war. Der Finalsatz endete schließlich mit einem friedlichen Hirtengesang.

 

Für die sehr gelungene Aufführung der höchst anspruchsvollen Werke wurde das KR vom Publikum zu Recht mit großem Applaus gefeiert. Ovationen gab es auch für Clara Brands, die die Solopartie in Mendelssohns Violinenkonzert übernahm. 2014 schloss sie, nach einem siebenmonatigen Auslandsstudium an der Guildhall School of Music and Drama London, ein zusätzliches Bachelorstudium an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz (HfMT) mit dem Hauptfach Violine erfolgreich ab. In diesem Zusammenhang trat sie mit dem Violinenkonzert von Mendelssohn bereits als Solistin auf.

 

"Es war eine schöne Zeit"

Verabschieden musste sich das KR nach sieben gemeinsamen Schaffensjahren von ihrem Dirigenten Jan-Paul Reinke. Nach erfolgreichem Abschluss seines Dirigierstudiums an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, hat der gebürtige Mannheimer bereits Anfang des Jahres die Leitung des sehr renommierten Jugendorchesters seiner Heimatstadt Mannheim übernommen. Eine neue Herausforderung, über die er sich, wie er sagt, sehr freue. Dennoch falle ihm der Abschied vom KR nach so vielen Jahren nicht leicht. „Ich habe in der Zeit beim Kammerorchester Röttgen unglaublich viel lernen und mich ausprobieren dürfen. Ganz nebenbei habe ich hier auch viele liebe Menschen kennengelernt“, erzählt Reinke. So sei er nicht nur aus professionellen Gründen dankbar für die Zeit mit dem Orchester. Gern denke er auch an die vielen Konzerte zurück, die er mit den Musikern einstudiert und aufgeführt habe. Gefragt nach einem besonderen Highlight mit dem KR nennt der bekennende Opernliebhaber –wie sollte es anders sein- den Opernabend im letzten Frühjahr. Darüber hinaus habe ihm die Aufführung von Mozarts Klavierkonzert d-Moll sehr gefallen und natürlich sei sein Frühlings-Abschiedskonzert mit Beethoven und Mendelssohn auch etwas ganz Besonderes.

 

Ein wenig stolz ist er auch darauf wie das Orchester heute da steht  und er es weitergeben kann. „In den vergangenen Jahren habe ich versucht das Orchester in seinen Möglichkeiten breiter aufzustellen und Werke verschiedener Epochen zur Aufführung zu bringen“, resümiert er seine Arbeit. „Wechsel sind aber für beide Seiten wieder eine Chance, neue Erfahrungen zu machen und sich weiterzuentwickeln. Dennoch werde ich die Arbeit mit dem KR vermissen. Es war eine wunderschöne Zeit!“

 

Auch die Mitglieder des KR sind sich einig: Jan-Paul-Reinke war eine Bereicherung für alle Beteiligten. Unter anderem durch die Verpflichtung von Studenten der Kölner Hochschule als Solisten waren die Proben und Konzerte ein großer Gewinn für jeden. Zudem habe Reinke das Orchester durch seinen hohen künstlerischen Anspruch und sein klares Dirigat geprägt. Dabei schätzen die Mitglieder des KR besonders seine Geduld, seine Zuversicht und die menschlich lockere aber ernsthafte Art mit der er das Orchester leitete. „Und so klang das Orchester“, verrät einer der Musiker, „ am Ende der Probe auch immer deutlich besser als zu Beginn der Probe.“

 

Das nächste Konzert, eine Serenade am 25.9.2016 wird Nicolas Kierdorf leiten. Wie Reinke bis vor kurzem, studiert auch er Dirigieren an der Kölner Musikhochschule. Kierdorf ist dem Orchester bereits bekannt und vertraut, weil er Reinke in letzter Zeit mehrfach vertreten hat. Aktuell kann jedoch nur bis Ende September mit Kierdorf geplant werden, da noch nicht sicher ist wie dessen nächste Semester verlaufen werden.

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