Beim Walken zwischen Ückesdorf und Röttgen am Wegesrand entdeckt: Das weiße Gold des Rheinlandes! Frisch aus der Erde hauchen die kostbaren Zuckerrüben in der frischen Morgensonne ihren letzten Atem aus, bevor sie uns –nach einer langen Verarbeitungs-kette- die Energie für den Tag spenden.
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Seit Mitte September – nach etwa 180 Tagen Wachstumszeit- läuft die Ernte der süßen Knollen auf Hochtouren und lässt auch rund um Ückesdorf und Röttgen von einem Tag auf den anderen gewaltige Zuckerrübenberge aus der Erde sprießen. Die dickbauchigen, erdbehafteten Knollen mit ihrem würzig-erdigen Geruch sind wahre Allrounder was ihre Nutzung angeht. Dabei wird die komplette Pflanze wiederverwertet. Zeit also dieser unscheinbaren Pflanze, der wir so viel Nutzen verdanken, ein wenig Aufmerksamkeit zu widmen.
Lebenselixier Zucker
Wenn sich das Rübenjahr im Oktober dem Ende zuneigt, wiegt eine einzelne Zuckerrübe bei der Ernte zwischen 700 und 1300 Gramm und besteht überwiegend aus Wasser sowie bis zu 20 Prozent aus Zucker. Aus einem Ertrag von 70 Tonnen Zuckerrüben pro Hektar können über 10 Tonnen Zucker gewonnen werden. Das entspricht rein rechnerisch dem Jahres-verbrauch von etwa 300 Menschen. Anders ausgedrückt, werden für eine Tüte Zucker (1000 g) sieben Kilo Zuckerrüben benötigt, die auf etwa einem Quadratmeter wachsen.
Zucker ist ein wichtiger Energielieferant und hält unseren Körper auf Trapp, natürlich nur, wenn er nicht im Übermaß konsumiert wird.
Allroundtalent auf vielen Gebieten - einige Daten und Fakten
Während des Wachstums verbrauchen die Zuckerrüben 18,5
Tonnen Kohlendioxid je Hektar und produzieren auf der Fläche eines Fußballfeldes rund 15 Millionen Liter Sauerstoff –so viel, wie 60 Menschen während eines Jahres einatmen.
Zu ca. 20 Prozent gelangt der Rübenzucker (Saccharose) in Form von weißem und braunem Zucker, Kandiszucker, Hagel- oder Puderzucker direkt in den Handel oder wird in der Industrie eingesetzt. Wichtige Abnehmer sind dabei die Hersteller von Getränken, Süßwaren, Dauerbackwaren, Marmeladen und Obstkonserven. Auch im Nicht-Ernährungsbereich sind die Einsatzgebiete für das süße Rübchen sehr vielseitig. In der chemischen Industrie wird Zucker zur Herstellung von Folien, Polsterungen, Klebstoffen, Kosmetika, Lacken oder Pharmaka verwendet. Aus Glukose (Einfachzucker) werden Ausgangstoffe für Waschmittel, Pharmaka, Konservierungs-, Wasch-, und Reinigungsstoffe sowie Kunststoffe gewonnen. Fruktose (Fruchtzucker) wird zu Alkohol verarbeitet und z.B. bei der Erzeugung von Farben eingesetzt. Selbst aus ökologischer Sicht ist Zucker unverzichtbar. So zählt er zu den Grundstoffen für die Herstellung von Bechern, Folien oder Flaschen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen.
Die bei der Zuckergewinnung anfallenden Rückstände, wie Melasse oder Rübenschnitzel sind wertvolle Futtermittel für Kühe und Schweine.
Darüber hinaus sind Zuckerrüben mit ihrem hohen Gehalt an leicht fermentierbaren Kohlenhydraten regelrechte Bonbons für Biogasanlagen. In nicht einmal 15 Tagen sind sie
vollständig abgebaut und liefern somit schnell und zuverlässig neue Energien. Beim Einsatz von Mais dauert dieser Vorgang deutlich länger. Zudem sorgt sie für eine Fruchtfolgeauflockerung in den vom Maisanbau dominierten Biogasfruchtfolgen.
Die voluminösen Blätter der Zuckerrüben spucken die modernen sechsreihigen Rübenroder bereits gehäckselt aus, so dass sie sich später leicht als Gründünger unterarbeiten lassen.
Die süße Fracht rollt wieder
Noch bis mindestens Ende November werden die Landwirte mit ihren schweren Rübenrodern die wertvollen Knollen aus dem Boden klauben und zahlreiche langgezogene Rübenmieten entlang des Feldrandes auftürmen, bevor sie die Rüben zu den von den Fabriken vorgeschriebenen Lieferzeiten abtransportieren.
Von Mitte September bis zum Ende des Jahres wird die süße Fracht über unsere Straßen hin zu den Zuckerrübenfabriken rollen. Deshalb, nicht ärgern, wenn mal wieder ein vollbeladener LKW oder Rübenzug vor Ihnen herfährt –hier ist eine der vielfältigsten und leckersten Ackerfrüchte unterwegs. Greifen Sie lieber in nochmal in die Gummibärchentüte und denken daran, wie diese Knolle uns so vieles versüßt.
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