Gemeindefest: kunterbunt und gut besucht

Röttgen. Wie auf einem kleinen Jahrmarkt ging es am Sonntag an der Thomaskirche in  Röttgen einher. Die evangelische Kirchen-gemeinde Am Kottenforst hatte unter dem Motto „Gottes Gnade ist bunt“ zum Gemeindefest eingeladen. Dazu hatten sich die Organisatoren allerhand Attraktionen zur Unterhaltung der zahlreichen Besucher einfallen lassen. Der Vorplatz der Kirche war ein  Sammelsurium aus Zelten, in denen Kinder gemütlich um ein Lagerfeuer sitzen und gemeinsam spielen konnten, Ständen, an denen genagelt, gebastelt, gemalt und Schach gespielt wurde. Natürlich gab es auch reichlich Tische und Sitzgelegenheiten für einen gemeinsamen Imbiss oder auf ein Kölsch, wahlweise auch Wasser und andere Erfrischungen. Der Erlös aus dem Gemeindefest geht je zur Hälfte an die Flüchtlingshilfe hier vor Ort und an das Diakonische Werk der evangelischen Kirche in Deutschland, das aktive Hilfsprojekte in den aktuellen Krisenherden unterhält. Umrahmt wurde das Gemeindefest von einem Eröffnungsgottesdienst und einer abschließenden Andacht. 

 

Schon von weitem waren sie zu hören, die dumpfen Schläge, mit denen große und kleine Kraftprotze den Hammer auf das Hau-den-Lukas-Podest niedersausen ließen. Befürworter technisch anspruchsvollerer Disziplinen versuchten sich beim Kirschkernweitspucken – einem Klassiker in Röttgen, der ebenso viel Zuschauer wie Konkurrenten anlockt. Der beste Kernespucker erzielte sensationelle 10 Meter und hätte seinen Kirschkern damit locker über zwei hintereinander geparkte Mittelklassewagen hinwegspucken können.

Die Kleinsten konnten ihren Wurfarm beim Stiefelweitwurf und bei vielen weiteren Spielen ihre Geschicklichkeit austesten. Sportlich zu ging es auch beim Bogenschießen, das von Pfadfindern des Stammes Martin Bucer auf der angrenzenden Wiese angeboten wurde und bei einer Baseballvorführung der Saints. In einem eigens aufgebauten Battingcage be-geisterten Pfarrer Andreas Schneider (als Pitcher) und ein Spieler der Jugendmannschaft (Catcher) mit einer kleinen Demonstration alle Baseballfans und solche, die es noch werden wollen. Schon viele Jahre lang versteht es Pfarrer Schneider,  Kinder und Jugendliche für diesen Sport und den christlichen Glauben zu begeistern. Die Trainingseinheiten bei den Saints seien auch immer von einer kurzen Andacht begleitet, so Schneider. „ Oft erzähle ich den Kindern dann von berühmten Baseball-Legenden und binde deren Geschichten von Erfolg und Scheitern in den kirchlichen Kontext ein“, erzählt er. Schließlich komme der Name Saints nicht von ungefähr. Und so lautet der Slogan bei den Saints nicht etwa "ora et labora" sondern: pray all, play ball! Die Konfession spiele dabei aber keine Rolle. „Wir haben sogar einen muslimischen Jungen bei uns“, berichtet Schneider.

 

Bereits recht gut in die Röttgener Gemeinde intergiert sind Evelyn Akharame aus Nigeria, Vitiya aus Sri Lanka und aus Eritrea Regat und Dawit mit ihrem sieben Monate alten Sohn Thomas, der hier geboren und dessen Name eine Reminiszenz an die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer der  Kirchengemeinde um die Thomaskirche ist. Für die Flüchtlinge, die allesamt auf der Suche nach Heimat sind,  war  das Gemeindefest  eine gute Gelegenheit noch mehr als bisher mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen. Regat und Thomas luden zum typisch eritreischen Kaffee ein, Vitiya weihte Kinder und Erwachsene in die Kunst des Papierfaltens ein, und Evelyns geschickte Hände stylten manchen Kopf zu einem Kunstwerk aus nigerianischen Zöpfen.

 

Bunt gemischt war das musikalische Rahmenprogramm. Es sangen: die Thoms Glory Singers, der Kinder- und Jugendchor der Thomaskirche, das Ballett der Prinzengarde tanzte und Christian Padberg demonstrierte eindrucksvoll einige Finessen der Loop Station Music.

 

Für den großen und kleinen Hunger war reichlich gesorgt. Unzählige Würstchen und Fleisch brutzelten auf dem Grill und 70 Kuchen warteten auf ihre Abnehmer. Spezialitäten aus der polnischen Küche gab es außerdem. Rund 80 Helferinnen und Helfer waren für das leibliche Wohl im Einsatz. „Besonders gefreut hat mich auch die Resonanz der neu Zugezogenen, die allesamt begeistert waren von dem Miteinander auf diesem Fest und hier eine gute Gelegenheit fanden Kontakte zu knüpfen“, resümiert Pfarrer Jörg Zimmermann. „Auch die aktive Beteiligung so vieler verschiedener Gruppen, wie beispielsweise der Flüchtlinge, Stiftungen und Fördervereine, privater Initiativen und auch die Zusammenarbeit mit den Gemeindebezirken Witterschlick und Oedekoven ist wunderbar“, ergänzt er. Zwei Große Wandtücher, die auf dem Fest mit bunten Handabdrücken der Besucher entstanden, werden demnächst in der Thomaskirche in Röttgen und der Jesus-Christus-Kirche in Witterschlick zu sehen sein und daran erinnern, dass Gottes Gnade bunt ist.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0