Röttgen. „Totgeglaubte leben länger“, das trifft wohl vor allem für die Südtangente und den Ennertaufstieg zu. Waren die Pläne für dieses Projekt doch schon 2003 aus dem Bundesverkehrswegeplan (BVWP) heraus-genommen, so wurden sie erneut von der Stadt Königswinter beim Bundesverkehrs-ministerium zur Prüfung eingereicht. Das Mammutprojekt aus den sechziger Jahren bewegt auch heute noch die Gemüter und das Interesse der Bürger. So war auch die innerhalb weniger Wochen zweite Veranstaltung des Vereins Lebenswerte Siebengebirgs-region, die in der Aula der Schlossbachschule in Röttgen stattfand, mit ca. 120 Bürgerinnen und Bürgern gut besucht.
Öffentlichkeitsbeteiligung am Bundesverkehrswegeplan
„Wenn die Planungen zum Ennertaufstieg und Südtangente erst mal im BVWP aufgenommen sind, kann niemand mehr garantieren, dass sie nicht auch genauso realisiert werden“, warnte Thilo Schumann vom Verein Lebenswertes Siebengebirge. Noch sei Zeit etwas zu unter-nehmen. Bis Ende 2015 haben Behörden und Öffentlichkeit noch die Möglichkeit sich schriftlich oder online zu den Gesamtplanauswirkungen des BVWP zu äußern, bevor in der Beschlussphase (2016) über die endgültige Aufnahme in den Verkehrswegeplan entschieden wird.(Öffentlichkeitsbeteiligung BMVI)
Streckenverlauf der Südtangente (Abb.)
Die Pendlerströme rund um Bonn und in die Stadt hinein zeigen, dass die Verkehrswege ins-besondere während der Stoßzeiten schon jetzt hoffnungslos überlastet sind. Ob aber Ennertaufstieg und Südtangente brauchbare Lösungen sind, bezweifelt der Verein. Der ur-sprünglich geplante Verlauf der Südtangente führt vom Venusbergtunnel aus, über eine Brücke über das Katzenlochbachtal und von dort weiter über die Felder in unmittelbarer
Nähe zum Neubaugebiet „Am Hölder“ vorbei, quer durch die „Hölle“ hin zu der bereits vorhandenen Anschlussstelle an die A 565. Der vierspurige Straßenneubau trenne die beiden Ortsteile Röttgen und Ückesdorf unweigerlich. Bei der alternativen Streckenplanung „Venusbergtunnel Mittel“ soll der Tunnelaustritt unterhalb der Ippendorfer Straße „Im Acker“ erfolgen und den Verkehr über den Konrad-Adenauer-Damm zur A565 leiten. Während die Stadt Königswinter und auch die IHK eine Lösung der Verkehrsprobleme auch in der Südtangente sehen, warnt der Verein Lebenswertes Siebengebirge vor den möglichen Konsequenzen hinsichtlich der Belastungen für Mensch und Umwelt.
Konsequenzen für Mensch und Umwelt
Der vierspurige Straßen-Neubau zerstöre nicht nur die einzigartige Naturlandschaft, sondern belaste mit den zu erwartenden Abgas- und Lärmemissionen auch die Anwohner, wie Thilo Schumann anhand von Lärmkartierungen der Stadt Bonn verdeutlichte. Studien zeigten, dass Bonn ohnehin schon eine der Städte mit den höchsten Lärmbelastungen in NRW ist. Außerdem belegten Gutachten, dass der Bau von Ennert- und Venusbergtunnel nicht nur mit erheblichen Grundwasserabsenkungen einher gehe, sondern auch mit seinen aufwendig zu erstellenden Flucht- Versorgungs- und Belüftungsschächten, über die die Abgase an die Oberfläche geleitet werden, die Feuchtgebiete im Naturschutzgebiet Kottenforst und auch am Venusberg gefährdeten. Laut Gutachten hätten die Tunnel, wegen ihres Gefälles auch nach dem Bau, eine drainierende Wirkung.
Tangente als Zugpferd für überregionalen Verkehr
Eine Querverbindung von der A3 bis zur A 565, die eventuell auch noch bis zur A61 ausgebaut werden könnte, verbessere die Bonner Verkehrssituation nicht, ganz im Gegenteil, würde sie nur weiteren ganztägigen Fern- und Güterverkehr anziehen, ist Schumann überzeugt. Bonns Südbrücke wäre damit nicht nur zu den Hauptverkehrszeiten dicht. Bekannt seien darüber hinaus Bonns Probleme mit der Frischluftzufuhr, die durch eine höhere Verkehrsbelastung nur noch verstärkt werden.
Wenig Nutzen zu hohen Kosten
Auch hinsichtlich der Kosten-Nutzen-Analyse sei die Südtangente mit geschätzten Kosten von 500 Millionen Euro ein Desaster, bei äußerst fragwürdigem Nutzen, so Schumann. Unter der Prämisse, dass die Südtangente tatsächlich die Aufnahme in den Bundesverkehrswege-plan schafft und ihr Bau auch realisiert würde, übernehmen die Kosten der Bund und zu einem Teil auch die EU, die nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen an einem über-regionalen Ausbau des Straßennetzes interessiert ist. Dabei verweist er auf das Trans-European Transport Network. Ob eine weitere Ost-West-Verbindung in der Bonner Region erforderlich ist, bezweifelt Schumann, immerhin gäbe es in einem Bereich von 80 Kilometern rund um Bonn bereits vier solcher Autobahn-Querungen (Kreuz Köln Nord, Kreuz Köln Süd, Kreuz Bonn Nord, Kreuz Koblenz).
Alternative Lösungen
Zur Verbesserung des Nahverkehrs plädiert der Verein Lebenswertes Siebengebirge alternativ zur Südtangente für einen Maßnahmenmix, der die Vervollständigung der Bonner Schienenringe, den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel (Bus und Bahn) mit Park & Ride-Möglichkeiten, die Schaffung einer besseren Fahrradinfrastruktur sowie eine Seilbahn zum Venusberg und möglicherweise darüber hinaus vorsieht. Notwendig sei darüber hinaus der Ausbau des Bonner Autobahnbogens (A 565, A59, A562-Südbrücke und die Erneuerung des
Tausendfüßlers). Eine weitere Rhein-Brücke bei Wesseling könne sinnvoll sein, um eine weitere Verbindung von der A3 aus in Richtung Brühl auf die A61 und A1 zu schaffen und damit den Kölner Südring sowie den Bonner Norden zu entlasten. Eine Variante, die –wie Schumann zugeben musste- für die dortigen Anwohner nicht ganz leidensfrei sei.
Was können Betroffene tun?
Besorgten Bürgerinnen und Bürgern riet Schumann sich an der Unterschriftenaktion des Vereins, die noch bis zum 30. September läuft, zu beteiligen, dies sei auch online möglich. Wichtig sei die Aufklärung der Anwohner über den Streckenverlauf mitsamt seiner Konsequenzen und darüber hinaus könnten sich Interessierte an Aktionen des Vereins aktiv beteiligen. Zudem sollten auch Privatpersonen die Möglichkeit nutzen sich schriftlich oder online zu den Gesamtplanauswirkungen des BVWP zu äußern. Nicht zuletzt seien im Hin-blick auf die anstehenden OB-Wahlen die Positionen der Kandidaten zur Südtangente kritisch zu prüfen.
Weitere Infos unter www.siebengebirgsregion.de
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Konrad Böhmer (Donnerstag, 07 Februar 2019 09:44)
es ist traurig das immer noch so etwas geplant wird eigentlich sollte es das Auto so wie wir es kennen in 30 jahren nicht mehr geben (eigentlich :( .....)