Michelangelo wurde schon zu Lebzeiten "Der Göttliche" genannt. Vor allem seine virtuose Darstellung des menschlichen Körpers ist unerreicht. Eine neue Ausstellung in der Bundeskunsthalle erzählt
von der immensen Wirkung seines Werkes auf die europäische Kunst von der Renaissance bis heute. Sie ist unter dem Titel "Der Göttliche - Hommage an Michelangelo" von Freitag, 6. Februar, bis
Pfingstmontag, 25. Mai, zu sehen.
Im Mittelpunkt stehen dabei nicht die Werke des Florentiners, sondern Arbeiten bedeutender Künstler aus fünf Jahrhunderten, die in einen schöpferischen Dialog mit seinen malerischen und
bildhauerischen Werken sowie seinen künstlerischen Prinzipien getreten sind. In der Rezeption Michelangelos durch so wichtige Künstler wie Raffael, Pontormo, Allori, Tintoretto, Annibale
Carracci, Giambologna, Rubens, Füssli, Delacroix, Rodin, Cezanne bis zu Mapplethorpe oder Hrdlicka werden das Potenzial seiner Kunst und ihre Aktualität greifbar.
Seine Werke wurden von zahlreichen Künstlern bewundert, nachgeahmt und interpretiert. Seine Kunst spielte in den Ateliers und Akademien, den Kabinetten von Sammlern und Bildungsreisenden eine
fundamentale Rolle.
Hauptgrund für den über Jahrhunderte andauernden Einfluss Michelangelos ist seine innovative Rhetorik des Körpers. Er schuf ein Repertoire an Ausdrucksformen für menschliche Bewegungen, Haltungen
und Affekte, die sich geradezu als von archetypischer Kraft erwiesen haben. Die Interpretationen seiner Kunst reichen von Nachahmung und Hommage bis zu konzeptioneller Auseinandersetzung und
kritischer Distanzierung.
Die thematisch gegliederte Ausstellung rückt die großen Aufgabenfelder Michelangelos und deren beispielgebende Wirkung in den Mittelpunkt: die Aktstatue mit dem David, den Sklaven oder dem
auferstandenen Christus oder die großen, vielfigurigen Werke von der Kentaurenschlacht zum Jüngsten Gericht. Bedeutende Werke wie sie Sixtinische Decke, der Moses oder die Figuren der
Medicikapelle sind ebenso repräsentiert wie bildhauerische Verkörperungen von Kampf und Sieg oder Bilder der Andacht und virtuose Sammelwerke.
Dabei zeigt die Ausstellung zugleich die Medien, in denen das Studium der Werke Michelangelos sich vollzog und ihre Kenntnis festgehalten wurde: Abgüsse und Gemälde, kleinplastische Kopien,
Nachzeichnungen, Drucke und Fotos. In den einzelnen Ausstellungssektionen wird die ununterbrochene Auseinandersetzung mit dem über die Jahrhunderte als maßstabsetzend geltenden Künstler
dokumentiert. Innerhalb dieser Wirkungsgeschichte spielt auch der Kult um Michelangelo als gottbegnadet, erstmals in der Geschichte freie Künstlerpersönlichkeit eine zentrale
Rolle.
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