Röttgen. Kinder gehen in den Kindergarten, Rentner zum Seniorentreff. Nicht so am letzten Mittwochnachmittag! Magarete Custodis, Leiterin des katholischen
Kindergartens in Röttgen hatte zum Generationentreff zwischen Großeltern und Enkelkindern eingeladen. Was folgte war Lebensfreude pur.
Aus der Verkleidungsecke springen ein Ritter und ein Burgfräulein hervor, vielleicht war es auch Prinzessin Lilifee -wer kann das schon so genau sagen. Zeit zum Fragen bleibt jedenfalls nicht,
denn die Kinder eilen in den Gruppenraum. Hier hat man schon auf sie gewartet. Denn, die zahlreich erschienen Großeltern sollen mit einem Lied begrüßt werden. Danach stimmen die Kinder gemeinsam
mit den Besuchern ein Potpourri aus Herbst- und St. Martinsliedern an. Soviel zum formellen Teil. Kaum ist der letzte Ton verklungen, schnappen sich die Kinder Oma und Opa bei der Hand und geben
sowohl das Tempo als auch die Spiele vor.
Einige der Großeltern müssen sich bei der Verkleidungsecke auf eine Bank setzten und der Theatervorstellung von Ritter und Burgfräulein zuschauen, bis sich die beiden urplötzlich in Lehrer verwandeln und die Großeltern kurzerhand zu ihren Schülern erklären, um dann, ebenso urplötzlich, zu verschwinden. Die Schüler bleiben ratlos auf ihrer Bank zurück. Vergeblich warten sie auf die Rückkehr ihrer jungen Lehrer. Also hinterher. Flexibilität ist an diesem Nachmittag gefragt.
Miteinander leben, voneinander lernen
Flexibel ist auch die Leiterin des Kindergartens Magarete Custodis. Immer wieder lockert sie durch ungewöhnliche Aktionen den Kindergartenalltag auf. Dabei denkt sie nicht nur an die Kinder, sondern bezieht im Rahmen von Themencafes auch die Eltern mit ein. Die Idee einen generationsübergreifenden Spielenachmittag zu gestalten, schien ihr für einen Kindergarten als Teil der katholischen Familienbildungsstätte nur folgerichtig. "Ich finde es herrlich, wenn der Kindergarten zu einer Familienbegegnungsstätte wird, wo Alt und Jung etwas miteinander unternehmen.", sagt Magarete Custodis und freut sich, dass so viele Großeltern an diesem Nachmittag gekommen sind. Aber da ist sie nicht die Einzige. Auch die Großeltern fanden diese Aktion prima. Manche von ihnen haben sogar einen langen Weg auf sich genommen. So sind Bärbel und Werner Unger aus Bad Neuenahr- Ahrweiler angereist, andere kamen aus Satzvey oder aus der Bonner Innenstadt, die meisten aber kamen ganz aus der Nähe. So wie Anita und Gerd Thomas, die neben ihrem Enkel auf den kleinen Stühlchen vor dem niedrigen Tisch kauern und "Mensch ärgere dich nicht" spielen. Obwohl die meisten Kinder ihre Großeltern oft und regelmäßig sehen, freuen sie sich doch sehr über die Gelegenheit Oma und Opa auch in ihrem Kindergarten auf Trab halten zu können. Der innige Kontakt zwischen den Generationen wird von Allen als große Bereicherung empfunden. So freut sich der fünfjährige Simon immer auf die Angelausflüge mit seinem Opa. Valentin geht gern mit Oma schwimmen und mit Opa teilt er die Vorliebe für´s Basteln.
Im Gegenzug regen die Enkelkinder von Familie Unger immer wieder deren Neugier an - auch an den ganz alltäglichen Dingen. "Die Kinder lassen einen die Umgebung mit ganz anderen Augen sehen.", sagt Bärbel Unger. Und Simons Großmutter hat im Umgang mit ihrem Enkel das genaue Zuhören wiederentdeckt. Allein Hendricks Oma hat es an diesem Nachmittag etwas schwer mit der regen Fantasie ihres Enkels. Denn sie ist ein Adler und soll ihn fangen. Nach einigen Verfolgungsrunden durch den Flur krabbelt Hendick in einen kleinen Tunnel und versteckt sich. Etwas ratlos aber amüsiert wartet die "Adleroma" geduldig bis ihr Enkel wieder auftaucht.
In Erinnerung bleibt ein Nachmittag, der Jung und Alt sehr viel Spaß machte und zeigte, wie sehr die Generationen voneinander profitieren.
Die Frage, ob Hendricks Oma auf dem nach Hause Weg auch noch das Fliegen gelernt hat, bleibt jedoch offen.
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